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Life Talk mit Martin Rassau

Es ist eine Herzensangelegenheit
Gesprächsrunde über Hospizarbeit als Lebensbegleitung
Trotz herrlichstem Sonntagswetter war der Pavillon an der Evangelischen Stadtkirche Bad Reichenhall gut gefüllt, wo die Hospiz- und Palliativregion Berchtesgadener Land zu Rassaus Life Talk – Reden übers Leben und Sterben eingeladen hatte. Der bekannte fränkische Komödiant und Hospizbotschafter Martin Rassau war aus Fürth zu der Benefizveranstaltung gekommen. Gemeinsam mit Alt-Landrat Georg Grabner und dem Leiter der Palliativstation Bad Reichenhall, Dr. Christian Stöberl, stellte er sich in den Dienst der guten Sache: alle drei berichteten über ihr Engagement für die Palliativarbeit.
„Übers Sterben zu reden hat noch niemanden umgebracht – deshalb sind wir heute hier!“, eröffnete Rassau das Gespräch. Nach seiner Motivation für die Hospizarbeit gefragt erklärte Grabner, dass er sich noch gut an die Zeiten erinnere, als Menschen in den Krankenhäusern zum Sterben in den Nebenraum geschoben wurden. Dies wollte er verhindern und engagierte sich schon vor über 30 Jahren für den Aufbau der Palliativstation in Bad Reichenhall. Auch für die ambulante Palliativversorgung durch das Team des Netzwerk Hospiz Südostbayern setzte er sich seinerzeit zusammen mit Alois Glück im Landkreis ein. Er erinnerte sich, wie schwierig anfangs die Klärung der Finanzierung war. Mittlerweile ist die ambulante Palliativversorgung zum Glück eine Kassenleistung und wird nach einer Verordnung des Hausarztes von den Krankenkassen übernommen. Nach seiner aktiven Zeit in der Politik wollte sich Grabner weiter engagieren und machte beim Hospizverein Berchtesgadener Land eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizbegleiter. Seither besucht er regelmäßig kranke und sterbende Menschen in ihrem Zuhause und macht dabei vorwiegend gute Erfahrungen. „Hospizbegleitung ist eine Herzensangelegenheit. Es ist nicht immer Sterbebegleitung, es ist Lebensbegleitung“, fasst er seinen Einsatz zusammen. Es gehe bei den Besuchen keineswegs nur um Krankheit und Sterben, es werde auch viel gelacht und er bekomme viele persönliche Dinge anvertraut. Alle Hospizbegleiter unterliegen der Schweigepflicht und es entstehe oft eine vertrauensvolle Bindung.
Der Palliativmediziner Stöberl beleuchtete das Thema aus fachlicher Sicht. Auch er konnte im Vergleich zu den Anfängen der Hospizarbeit von einer deutlichen Verbesserung der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen berichten. Auf der Palliativstation wird heutzutage sehr auf eine behagliche Atmosphäre geachtet. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass sich sowohl Patienten als auch Angehörige
bestmöglich wohlfühlen können, beispielsweise durch den Einsatz von Farben und Düften. Denn, so der Onkologe Stöberl, „nicht nur der Befund ist entscheidend, sondern auch das Befinden, das heißt, wie es den Menschen geht.“ Auf der Palliativstation werden natürlich die Patienten behandelt, bei denen es vorrangig um die Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit geht. Aber es braucht auch den engen Kontakt mit den Angehörigen. Beispielsweise finden oft Gespräche mit den Angehörigen zum Thema Ernährung in der letzten Lebensphase statt, da diese oft fälschlicherweise meinen, der Patient müsse doch etwas essen oder trinken. Für die Angehörigen ist es oftmals eine schmerzliche Erfahrung, nichts tun zu können. In solchen Situationen können sie angeleitet werden, an Patienten Handmassagen mit Duftölen durchzuführen.
Auf die Relevanz einer Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht angesprochen betonte Stöberl, wie wichtig die persönliche Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Lebensende für jeden Menschen ist, ebenso wie der Austausch mit den Angehörigen darüber. Eine Vorsorgevollmacht bietet die Möglichkeit, eine vertraute Person als Sprachrohr zu bestimmen für Situationen, in denen man selbst nicht mehr dazu in der Lage ist.
Zum Abschluss des Gesprächs wurde es noch einmal sehr persönlich. Eine Frage aus dem Publikum zielte darauf ab, wie die Beteiligten mit belastenden Situationen umgehen. Beide Gesprächspartner berichteten, dass es wichtig sei, mit anderen über die Erfahrungen zu sprechen. In der Hospizarbeit gibt es immer ein Team, der Austausch untereinander aber auch in Supervisionsgruppen ist sehr hilfreich. Man lerne, mit belastenden Situationen umzugehen, wenngleich diese oft nachwirken. Sich dessen bewusst zu sein und bewusst loszulassen, zum Beispiel beim Radeln in der Natur, sei eine hilfreiche Bewältigungsstrategie.
Das eindrucksvolle Gespräch klang bei vielen Zuhörern auch anschließend noch nach. Bei Kaffee und Kuchen konnten sich die Besucher austauschen und auch die Gesprächspartner Georg Grabner, Dr. Christian Stöberl und Martin Rassau standen für weitere Fragen und Gedankenaustausch zur Verfügung.
Tanja Hauck, Hospiz- und Palliativregion
 

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Veröffentlichung

Mo, 22. April 2024

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